»Farm der Tiere« von George Orwell

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George Orwell den als Satire geschriebenen Roman »Farm der Tiere« (»Animal Farm«) vor 75 Jahren im Jahr 1945 veröffentlicht. Der Roman gilt als Parabel auf die Geschichte der Sowjetunion, bei der auf die vom Volk getragene Februarrevolution letztlich die diktatorische Herrschaft Stalins folgte. In der DDR durfte das Buch, wie auch alle anderen Werke Orwells, nicht erscheinen, und sein Besitz konnte strafrechtliche Folgen haben.

Zu Beginn des Romans vertreiben die unterdrückten Tiere den Bauern vom Hof und übernehmen selber die Macht. Sie genießen ihre neue Freiheit und geben sich eine Verfassung, die mit den Worten "Alle Tiere sind gleich" beginnt.

In der Orwellschen Satire schwingen sich die Schweine nach der Revolution gegen den Bauern als die intelligenten Tiere zur Regierung auf. Dabei ufern ihre Zusammenkünfte immer mehr in Orgien aus, während sie den anderen Tieren immer härtere Arbeit aufbürden.

Die schöne Utopie der Tiere wandelt sich jedoch in ein despotisches Regime, als die Schweine die Macht auf dem Hof an sich reißen und die anderen Tiere unterdrücken.

George Orwell hat mit seinem satirischen Werk (Gesellschaftssatire) wirklich großartige Arbeit geleistet, den Werdegang Russlands angefangen von der Oktoberrevolution bis hin zum Beginn des Kalten Krieges als eine Fabel niederzuschreiben, die auf einem Bauernhof in England spielt.

Der Zar, der in der Geschichte der Bauer Jones ist, lässt seine Tiere fast verhungern, das Leben ist furchtbar und die Tiere sind Sklaven der Menschen. Der alte Eber Old Major (im Original Lenin/ Marx) ruft zur Revolution auf und nach seinem Tode kommt es tatsächlich so, dass die Tiere es schaffen, die Menschen zu vertreiben. Die Herrenfarm wird zur Farm der Tiere. Und genau an dem Zeitpunkt, an dem die Schweine die Führungsposition übernehmen, weil sie die Klügsten auf der Farm sind, beginnt der eigentliche Werdegang. Debatten werden abgehalten, die Tiere beginnen sind für sich selbst verantwortlich, müssen sich aber auch gegen die Menschen von den Nachbarfarmen zur Wehr setzen, die sich mit Jones verbündet haben.

An diesem Punkt scheint noch alles glanzvoll und prächtig. Die Tiere sind glücklich, es gibt genug zu essen und die wichtigsten sieben Gebote werden auf der Wand schriftlich für alle lesbar festgehalten (Problem ist nur, dass kaum ein Tier lesen kann). Nach der Vertreibung des Schweins Schneeball übernimmt Napoleon (Stalin) die Führung und lässt u.a. eine Windmühle bauen. Von da an verschlechtert sich alles. Die Tiere bekommen immer weniger zu essen, müssen mehr arbeiten und die Gebote werden nach und nach zugunsten der Schweine verändert, die dafür immer mehr zu essen bekommen. Wer sich auflehnt, wird mit dem Tode bestraft und selbst als es zu grausamen Hinrichtungen kommt, wehrt sich keines der Tiere. Denn sie glauben fest daran, dass sie immer noch besser dran sind als zu Jones' Zeiten.

Was unfassbar und unverständlich erscheint, ist bedauerlicherweise Realität und wenn man dieses Werk durchliest, gerät man schon ins Nachdenken. Ist es wirklich so einfach, als Klügerer unter anderen Menschen die Macht an sich zu reißen und mithilfe von Propaganda, Medienfälschung und Manipulation eine Idee für eine Perfekte Gesellschaftsform in eine derartige Katastrophe zu verwandeln, dass die Schweine im Nachhinein nicht anders als die Menschen sind? Warum wehrt sich niemand und warum will niemand auf der Farm Napoleons grausame Herrschaft in Frage stellen?

Dieses Werk ist das perfekte Beispiel dafür, wie aus einer guten Idee das glatte Gegenteil wird. Und es passiert immer und immer wieder. Wer hinter den Kulissen der Fabel "Farm der Tiere" blicken und unter den verschiedenen Tierrassen auch die verschiedensten Arbeiter- und Standesklassen erkennen kann, der weiß, was mit ihnen passiert. Die Arbeiterklasse der Pferde schuftet sich zu Tode oder wird, wenn sie unbrauchbar wird, an den Metzger verkauft. Die geschickten Redner der Schweine nutzen die Macht und den Einfluss der Propaganda, um jeden Zweifel im Keim zu ersticken, alle im Glauben zu lassen, dass alles besser ist als vorher und dass alles seine rechten Wege geht.

Die Farm der Tiere, eigentlich eine Fabel basierend auf historischen Ereignissen, ist ein sehr gut veranschaulichtes Bild davon, wie sich unsere entwickelten Gesellschafts- und Politikformen zum Negativen entwickeln und wir es nicht bemerken bzw. schweigend hinnehmen oder einfach leugnen. Ich kann dieses Buch besonders jenen Lesern ans Herz legen, die sich mit Politik und auch den historischen Werdegang Russlands interessieren. Man muss allerdings auch gerne Fabeln lesen können, denn nicht jedem gefällt es, hauptsächlich nur über Tiere zu lesen, die sprechen und schreiben können. Für Kinder ist dieses Buch allerdings nicht geeignet. Sie würden vieles nicht wirklich verstehen und es kommen zum Teil auch grausame Szenen vor, wie zum Beispiel die blutige Hinrichtung von Aufständischen und politischen Gegnern.


Literatur:

Farm der Tiere
Farm der Tiere
von George Orwell

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